Samstag, Januar 23, 2010

Unglaublich aber leider wahr

Heute vor einer Woche bekam ich abends einen Anruf von meiner Mutter, meine Oma sei ins Krankenhaus gekommen. Die erste Reaktion meinerseits war alles andere als freundlich, immerhin hat meine Oma schon öfter mal darauf "hingearbeitet" und Hektik verursacht obwohl nichts war. Sonntags wurde ich gefragt ob ich mitfahren möchte sie besuchen, ich hab verneint mit der Aussage warum ich sie besuchen solle, wenn sie nichts hätte. Nicht sehr nett, ich weiß das, aber jemand der meine Oma nicht kennt, kann das nicht verstehen. Montagmittag fahren wir ins Krankenhaus um sie zu besuchen, ihr Bett war leer, ebenfalls der Schrank. Das erste Mal ein klitzekleines mulmiges Gefühl im Bauch, der Gedanke vielleicht wurde sie verlegt hielt sich wacker, bis zu dem Zeitpunkt als der Assistenzarzt uns zur Seite nahm und uns mitteilte, dass meine Oma am morgen plötzlich über starkes Kribbeln im rechten Arm und Bein beklagte. Danach ging alles sehr sehr schnell. Der Arm und das Bein wurden erst taub und kurz darauf stellte man fest, dass eine Lähmung eingetreten ist. Sie fühlte sich müde und schlief ein. Der Arzt verwies uns in die Stroke Unit der Neurologie, wir durften zu ihr. Die Lähmung war deutlich zu sehen. Sie schlief tief und fest. Es sah aus als hätte sie Krämpfe. Der Arzt der dann zu uns kam sagte uns, dass meine Oma eine nicht zu operierende Hirnblutung erlitten hätte, durch Aspirineinahme noch schlimmer. Diese "Krämpfe" seien keine richtigen Krämpfe, das sei ein Streckdingsbums (hab die genaue Bezeichnung vergessen) und es sähe sehr sehr schlecht aus. Wenn sie es überleben würde, wäre sie ein schwerstbehinderter Pflegefall mit massivsten neurologischen Einschränkungen.

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Natürlich wurde sofort die Familie informiert. Meine Tante aus Australien hat sich mitten in der Nacht hingesetzt und einen Flug organisiert. Alle waren sehr betroffen, so plötzlich wie kann das sein?! war eigentlich durchgängig die erste Reaktion. Meine Oma selbst war der Überzeugung das sie spätestens am Dienstag das Krankenhaus verlassen darf.

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Am Dienstagmorgen stehe ich im Laden, als das Telefon klingelt. Meine Tante hat einen Flug bekommen, Mittwochmittag landet sie in Frankfurt. Rückflug offen.
Ich bin danach auf Arbeit um 9:47 Uhr der Anruf meiner Mutter, Oma ist vor ca. 20 Minuten für immer eingeschlafen.
Schock, ein paar Tränen, sonst nichts mehr. Die Gedanken rasen, was muss nun gemacht werden, die Organisation, die Telefonate, ein mechanischer Prozess, alles andere ausklammern.

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Gestern morgen um 11 Uhr haben wir meine Oma zur letzten Ruhe begleitet. Auf allen Schleifen der Kränze und Buketts stand "Ruhe in Frieden", denn das hat sie sich verdient. Sie war kein einfacher Mensch, aber sie musste vieles erleiden und ertragen in ihrem Leben und sie hat sich durch alles durchgebissen, wofür sie meinen Respekt sicher hat.


Langsam ganz langsam in Wellen gelangt der Gedanke, dass ich sie nie wiedersehe und das sie jetzt weg ist, bis in meinen Kopf und mein Herz. Die Mauer bröckelt und ich weiß nicht was passiert wenn sie einstürzt. Am Montag ist bei mir eine Schranke runtergegangen, die mein Handeln und mein Denken massivst verzerrt hat, vielleicht ist es dem ein oder anderen aufgefallen, wenn dem so ist, hat es sich niemand anmerken lassen und dafür bin ich auf gewisse Weise dankbar. Ich habe die Worte, die der Arzt uns gesagt hat schonmal gehört und das ist noch nicht lange genug her um sie schon wieder zu hören und die Gefühle die damit verbunden sind nochmal zu spüren.

Oma ich wünsche dir Frieden und Ruhe, ich liebe dich und du wirst mir fehlen, dass weiß ich ganz sicher, auch wenn ich es jetzt nicht zeigen kann.

2 Kommentare:

dosenoeffner hat gesagt…

-CUT-
trauern, verarbeiten, loslassen....

*denk an dich*

BehindBlueEyes hat gesagt…

wenns nur so einfach wäre....wenn es nur diese eine sache wäre....